Die vier Partnerschaftssektoren Ngororero, Kageyo, Hindiro und Muhororo des Landkreises Alzey-Worms befinden sich im Westen Ruandas im Distrikt Ngororero. Alle Sektoren zeichnen sich durch ein sehr bergiges Relief und, dadurch bedingt, eine wunderschöne Aussicht aus.

Ngororero

der bevölkerungsreichste und größte der vier Sektoren, setzt sich aus sechs Zellen zusammen: Rususa, Nyange, Kazabe, Torero, Mugano und Kaseke. Er ist Heimat für über 30.000 Menschen, der Anteil an armen Familien ist hier mit um die 30% selbst für ruandische Verhältnisse sehr hoch, die überwältigende Mehrheit dieser Menschen ist nicht in der Lage, die Krankenversicherung in Höhe von 1.000 FRW (etwa
1,40 Euro) jährlich pro Familienmitglied zu bezahlen, was eine medizinische Behandlung unmöglich macht.
Die Anzahl der Witwen (4.000) und Waisen (2.8000) befindet sich ebenfalls im signifikant hohen Bereich. Beide Gruppen benötigen finanzielle und soziale Unterstützung, um Schulen oder Gesundheitseinrichtungen besuchen zu können und eine Grundlage zum Überleben zu haben. Der Sektor verfügt über immerhin elf Grundschulen, die teilweise jedoch stark renovierungsbedürftig sind. Die rund 6900 Schüler werden von 138 Lehrern unterrichtet (d.h. 50 Schüler pro Lehrer). Ebenfalls zur Verfügung stehen zwei weiterführende Schulen mit insgesamt rund 900 Schülern, die der Obhut von 38 Lehrern anvertraut sind (d.h. rund 24 Schüler pro Lehrer), dazu kommt noch eine Berufsschule, an der 25 Schüler von 4 Lehrern unterrichtet werden. Für die ersten Grundlagen sorgen 42 Alphabetisierungszentren, die nach Aussage der Exekutivsekretärin Hycinthe Twishing (rechts neben dem Schild) jedoch dringend Ausbildungsmaterialien benötigen. Ngororero steht kein Krankenhaus zur Verfügung, zur medizinischen Versorgung stehen nur zwei Gesundheitszentren mit insgesamt 54 Betten bereit, die unzureichend mit Material und Personal ausgerüstet sind. Dazu werden die Zentren auch noch von Bewohnern der Nachbarsektoren in Anspruch genommen, was zu weiteren Engpässen führt.
Ein weiteres Problem des Sektors ist der Zugang zu frischem Wasser, viele Quellen sind verunreinigt und können nicht mehr genutzt werden, große Teile der Bevölkerung haben keine Möglichkeit, an gesundheitlich unbedenkliches Wasser heranzukommen.
Trotz all dieser Probleme ist im Sektor Ngororero sehr viel Eigeninitiative zu finden, die Bewohner versuchen selbstständig, adäquate Problemlösungen bereitzustellen. Mit Hilfe einer Vielzahl von Assoziationen (unter anderem zwei Frauen- und mehrere Landwirtschaftsverbände) werden Projekte ins Leben gerufen, die jedoch in  unterschiedlichem Ausmaß der Unterstützung bedürfen, da es dem Sektor und seinen Bewohnern oftmals an den nötigen Mitteln fehlt, um diese effektiv umzusetzen. Aus der Bevölkerung werden diese Projekte so gut es geht mitgetragen, so werden Aidswaisen und -witwen von Ehrenamtlichen unterstützt. Weitere Projekte, die nach Aussage des Präsidenten
des Jumelage-Komitees, Jean Baptiste Habamungu (links neben dem Schild), Unterstützung brauchen sind die Renovierung der Schulen in Cyumba und Kiziguro, der Neubau von sechs Klassenräumen in Apegerwa und drei Klassenräumen und einem Speisesaal in Aspade sowie verschiedene Projekte zur Erschließung neuer Wasserquellen und effektiverer Viehzucht, dazu kommen noch kleinere Projekte zur Bekämpfung von und Aufklärung über Aids.

Hindiro

der zweite der Partnerschaftssektoren, befindet sich auf einer Höhe zwischen 1.700 und 2.000 Metern. Die rund 23.000 Einwohner verteilen sich auf sechs Zellen (Gatare, Gatega, Kajinge, Marantima, Rugendabari und Runyinya), wobei die jeweiligen Einwohnerzahlen zwischen 3.200 und 4.500 schwanken. 1.800 Menschen sind verwitwet, der Anteil der Waisen an der Gesamtbevölkerung beträgt um die 6,3 % (etwa 1.500 Menschen), wobei um die 7.000 Menschen mindestens einen Elternteil verloren haben. Gut 1.100 Familien fristen ein Leben unter der Armutsgrenze.
Die Lage im Gesundheitssektor Hindiros bedarf einer Vielzahl an Verbesserungen, den Bewohnern steht nur ein Gesundheitszentrum mit 20 Betten zur Verfügung, das zudem schlecht ausgerüstet ist und dem qualifiziertes medizinisches Personal fehlt.
Für die Bildung sind sechs Grundschulen mit rund 6.200 Schülern auf   49 Lehrer (d.h. rund 127 Schüler pro Lehrer) zuständig, dazu kommen zwei weiterführende Schulen mit 734 Schülern, die von sieben Lehrern unterrichtet werden (d.h. rund 105 Schüler pro Lehrer). An der Berufsschule des Sektors wird von 13 Lehrern versucht, die Ausbildung von 248 Schülern (d.h. rund 19 Schüler pro Lehrer) zu gewährleisten. Außerdem befinden sich viele Alphabetisierungszentren im Aufbau, da rund 40% der Bewohner des Sektors weder lesen noch schreiben können, diese bedürfen allerdings geeignetem Personal und vor allem geeigneten Räumlichkeiten.
Die beiden Probleme der Überauslastung der Schulen und der hohen Analphabetenrate müssen hier als Ganzes gesehen werden, viele Kinder müssen derzeit noch zum Unterhalt ihrer Familien beitragen und können deshalb nicht zur Schule gehen oder wenigstens lesen und schreiben lernen. Vielen Haushalten stehen verwitwete Frauen vor, die neben Kinderversorgung und Haushalt keiner bezahlten Arbeit nachgehen können, was zu der hohen Anzahl der sehr armen Familien führt, die wiederum jede Arbeitskraft benötigen, um zu überleben. Dies soll sich aber durch geeignete Projekte in naher Zukunft ändern, was das Problem der Überauslastung der Schulen noch verschärfen würde.
Die Menschen im Sektor versuchen zwar so gut es geht, durch Selbsthilfe und Eigenregie das schlimmste Übel zu mildern, die hohe Anzahl der armen Familien und Analphabeten würde aber die Hilfe von außen dringend nötig machen. An Ideen mangelt es den Bewohnern nicht, aber um die Kette der Armut und fehlenden Bildung zu durchbrechen, fehlen die Mittel. Im Sektor findet sich gerade ein Jumelage-Komitee aus Ehrenamtlichen zusammen, um den Austausch von Projekten zu koordinieren und die Partner mit den benötigten Informationen zu versorgen. 

Kageyo

der höchstliegende der vier Sektoren, zeichnet sich durch Eukalyptus- und Pinienwälder aus, die Anfahrt zum Büro des Sektors führt eine gute Stunde über Waldwege und Steinpisten den Berg hinauf. Im Sektor liegt der Ort, an dem mit Oberleutnant der erste Deutsche (und erste Europäer) mit dem damaligen ruandischen König Rwabuguri zusammentraf, um mit Hilfe mehrerer Übersetzter Gespräche zu   führen. Der König, dem der weiße Gast nicht ganz geheuer war, wies diesem einen Schlafplatz gut 500 Meter entfernt von seiner Residenz zu, um ihn in sicherem Abstand zu wissen. Zur Erinnerung wurde an dieser Stelle ein Baum gepflanzt (siehe Foto). Die rund 20.500 Einwohner verteilen sich auf sechs Zellen: Kageshi, Kirwa, Mukore, Muramba, Nyamata und Rwamamara. Die Anzahl der Witwen (902) und Waisen (140) ist in diesem Sektor am niedrigsten, die Anzahl der bedürftigen Familien liegt bei 730.
Kageyo verfügt über sieben Grundschulen, in denen rund 5.200 Schüler von 33 Lehrern betreut werden (d.h. rund 158 Schüler pro Lehrer). Darüber hinaus stehen dem Sektor drei weiterführende Schulen mit rund 800 Schülern und acht Lehrern (d.h. 100 Schüler pro Lehrer) zur Verfügung, Berufschulen sucht man in Kageyo vergebens. Die Grundschule in Kamishi wurde mit Hilfe der Jumelage vor 1994 begonnen und steht seit dem Genozid unvollendet, an vielen Schulen sind darüber hinaus nicht die obligatorischen Schuluniformen vorhanden.
Der Sektor verfügt ebenfalls weder über ein Krankenhaus noch über Gesundheitszentren, was für die Bewohner im Falle einer akuten Erkrankung die Möglichkeit einer Behandlung sehr erschwert, bzw. unmöglich macht, da Fußmärsche weit in die anderen Sektoren hinein vonnöten sind, im Gesundheitsbereich bedarf es daher einer massiven Verbesserung der Situation.
Die Situation im Bildungssektor ist, ähnlich wie im Nachbarsektor Hindiro, geprägt durch die Überauslastung der zumeist auch mehr als baufälligen Schulen. Die wenigen Lehrer sind
zudem auch meist fachlich nicht sehr gut ausgebildet, von pädagogisch ganz zu schweigen.
Weitere Probleme des Sektors sind nach Aussage des Exekutivsekretärs Jean d'Amour Kavange (auf dem Foto in der Mitte) die fehlende Infrastruktur (hier sind vor allem die „Straßen" zu nennen, bei Regen wird die Benutzung der Waldwege, die sich die Berge hinaufschlängeln, zu einer lebensbedrohlichen Angelegenheit) und die Verbreitung der Polygamie infolge eines weiblichen Bevölkerungsanteils um die 60%. Dazu kommt die durch das bergige Relief bedingte Erosion, kaum ein Hang wird bislang mit Radikalterrassen bewirtschaftet, was jedes Jahr zu großen Verlusten an Erntefläche führt. Außerdem haben weite Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Bewohner des Sektors versuchen zwar diese Probleme mit einer Vielzahl von Vereinigungen (unter anderem fünf Frauen- und acht Handwerksverbände) und Projekten zu lindern, es fehlen aber in vielen Bereichen Mittel aller Art, um die Projekte dauerhaft erfolgreich zu gestalten.

Der vierte Partnerschaftssektor des Landkreises, Muhororo

weist eine Gesamtbevölkerung von  rund  20.500  Menschen auf,  die sich  auf folgende  sechs Zellen  verteilen:  Bweramana,
Mubuga, Myiha, Rugogwe, Rusororo und Sanza. Die Einwohnerzahlen  der Zellen  liegen zwischen nur rund 350 (Rugogwe) und rund 4.500 Bewohnern (Rusororo).Mit 550 Witwen und etwa genauso vielen Waisen bedürfen über 1.000 Menschen der Unterstützung, dazu kommen noch um die 500 bedürftige Familien.
Die Situation im Bildungssektor in Muhororo ist alarmierend, zwar verfügt der Sektor immerhin über sechs Grundschulen, an denen rund 4050 Schüler von 70 Lehrern unterrichtet werden (d.h. rund 58 Schüler pro Lehrer) und sechs Alphabetisierungszentren, es stehen aber weder weiterführende noch Berufsschulen zur Verfügung, so dass die Schüler sehr weite Strecken zu Fuß zurücklegen müssen, um ihre Ausbildung fortzusetzen.
Im Gesundheitssektor sieht es leider nicht viel besser aus, den Bewohnern von Muhororo steht nur  ein   Gesundheitszentrum  mit   22 Betten  zur  Verfügung,  viele  Bewohner  des  Sektors
müssen daher ebenfalls lange Fußwege in Kauf nehmen, um im Krankheitsfall Hilfe zu erhalten, ganz zu schweigen von den Familien, die die Krankenversicherung nicht bezahlen können und die somit überhaupt keine Chance auf professionelle Behandlung haben.
Die desolate Situation in diesen beiden Bereichen bildet gleichzeitig das Hauptproblem dieses Sektors, dazu kommt wie in den Nachbarsektoren der erschwerte, bzw. teilweise unmögliche Zugang zu sauberem Trinkwasser
für Teile der Bevölkerung.
Drei Landwirtschafts-, 20 Handwerks- und zwei Frauenverbände versuchen jedoch tatkräftig, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und selbstständig einen Weg aus der Misere zu finden, den Kleinst- und Kleinprojekten könnte ein wenig Hilfe aber zu noch besseren und dauerhafteren Ergebnissen verhelfen.

Ansprechpartner

Secretaire Executive de Ngororero
TWISHING, Hyacinthe
Distrikt Ngororero
B.P. 103 Gitarama
Province de I'OUEST
Rwanda
Tel. +250 05103200

Secretaire Executive de Hindiro
MUSABEYEZU, Charlotte
Distrikt Ngororero
B.P. 103 Gitarama
Privince de I'OUEST
Rwanda
Tel. +250 05103212

Secretaire executif de Kageyo
KAVANGE, Jean d'Amour
Distrikt Ngororero
B.P. 103 Gitarama
Province de I'OUEST
Rwanda
Tel.+250 05102454

Secretaire Executif de Muhororo
HATUNGIMANA, Alexis
Distrikt Ngororero
B.P. 103 Gitarama
Province de I'OUEST
Rwanda
Tel. +250 05103230
alexihatunga@yahoo.fr

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