Von erfolgreicher und konstruktiver Arbeit, die dazu beiträgt, dass die Situation in Ruanda stabil bleibt und keine Menschen auf der Flucht sind, berichtete der Vorsitzende Christoph Burkhard in der jüngsten Mitgliederversammlung des 63 Mitglieder zählenden Fördervereins Ruanda/Alzey-Worms.
Seit der Gründung vor 20 Jahren wurden zahlreiche Projekte vom Verein im Partnerland von Rheinland-Pfalz durchgeführt. Seit Gründung im Jahr 2001 hat der Verein insgesamt 272.769 Euro an Spendenaufkommen in Projekte umgesetzt hat, ergänzt um Landesmittel. 2 Berufsschulen, 2 Sekundarschulen und 6 Primarschulen sowie eine Behinderteneinrichtung werden z.Zt. vom Förderverein unterstützt und betreut. Bis auf 3 Schulen haben alle eine Partnerschule im Landkreis.
Christoph Burkhards Dank galt insbesondere den Partnerschulen im Landkreis, die durch die Aktion Tagwerk und andere Veranstaltungen das Engagement des Vereins in Ruanda tatkräftig unterstützen. Auch wenn Corona bedingt sich nicht alle Schulen in 2020 und 2021 so einbringen konnten wie bisher, haben doch zwei Schulen bei der Aktion Tagwerk mitgemacht und es gab auch einen Spendenlauf.
Christine Müller, die alle Projekte betreut, gab einen Überblick über die Projekte in den Berichtsjahren. So wurde die Partnerschule von der Realschule Plus Eich, die 2001 gebaut wurde, generalsaniert. Die Partnerschule der Grundschule Alzey-Weinheim erhielt eine Wasserversorgung und die Partnerschule der Gustav Heinemann Realschule Alzey eine Stromversorgung, von der auch die umliegende Bevölkerung profitiert. Das Vorstandsmitglied und Lehrerin Stefanie Rogles konnte im Februar letzten Jahres mit Schülern die Partnerschule Ruhunga besuchen und die Stromanlage einweihen. Sie schafften es kurz vor den Coronaeinschränkungen wieder zurück nach Alzey zu kommen.
Der Verein will sich in Zukunft einsetzen, dass alle Partnerschulen zukünftig mit Strom versorgt werden können, was aber eine große finanzielle Anstrengung wird. Denn es sind immer noch drei Schulen ohne Strom.
Es gab auch das erste Mal in der Vereinsgeschichte einen Rückschlag. Der Starkregen im Norden von Ruanda hat die Behinderteneinrichtung Ineza Kabaya, deren Partnerschule die Löwenschule Alzey ist, so stark beschädigt und auch den Hang so abrutschen lassen, dass sie nicht mehr saniert werden kann. Der Träger von Ineza Kabaya hat sich jetzt entschieden in einem anderen District die Einrichtung weiter zu führen. Der Vorstand hat nun gemeinsam mit der Löwenschule beschlossen, Behinderte in dem von uns betreuten District, der eine der ärmsten ist, weiter zu betreuen Es wird nun eine neue Einrichtung gesucht bzw. aufgebaut.
Vorstand:
Alle Mitglieder des Vorstandes wurden bei der anschließenden Neuwahl in ihren Ämtern bestätigt.
Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender Christoph Burkhard, Stellvertretende Vorsitzende Christine Müller und Wolfgang Dörrhöfer, Schriftführerin, Schatzmeister Joachim Maurer, Beisitzer Reinhard Horsch, Hans-Joachim Müller, Reinhardt von Dalwigk , Christine Osadschy und Kurt Hermann
Kassenprüfer: Jooachim Maurer und Ruth Wenz
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung leitete der Vorsitzende Christoph Burkhard auf den Vortrag „Ruanda im dritten Jahrzehnt nach dem Genozid: Ist Versöhnung möglich? zu dem der Verein gemeinsam mit der Kreisvolkshochschule eingeladen hatte.
Hierzu konnten er und die Leiterin der KVHS Frau Bettina Bosold-DasGupta den Sozialpädagogen Eberhard Wolf begrüßen, der gemeinsam mit seiner Frau 2019 während der 25jährigen Feierlichkeiten zum Gedenken an den Genocid Ruanda bereist hat und an vielen Gedenkveranstaltungen sei es von der Kirche oder Staat und an Gesprächen mit Betroffenen teilgenommen hat.
Nur ganz knapp ging Wolf in seinem beeindruckenden Lichtbildervortrag der Frage nach den Ursachen für den Völkermord nach. Er verwies auf eine fatale Rassenpolitik, die lange vor dem Bürgerkrieg zuerst von den deutschen Kolonisatoren, später dann von den belgischen Nachfolgern betrieben wurde.
Für Ihn war klar zu erkennen: Ruanda heute – ein Land im Aufbruch
Ruanda verdankte das Ende der Bürgerkriegs 1994 nicht zuletzt einem starken militärischen Führer Paul Kagame. Heute ist dieser Mann seit 20 Jahren Präsisdent des Landes. Er ist eine schillernde Figur. Da ist sein guter Ruf als „Macher“, der bestrebt ist aus Ruanda eine afrikanische Kopie von Singapur zu machen – sauber, ordnungsliebend, gut organisiert. Und da ist Herrschaftsstil „nach Gutsherrenart“. Schon mancher Kritiker hat diesen zu spüren bekommen, und selbst der Mann von der Straße, so Wolf, vermeidet kritische Bemerkungen über den starken Mann an der Spitze.
Ein neuer Trend – in Ruanda und anderswo in Afrika - ist die Gegenwart von Chinesen. Auch Ruanda soll ein Baustein ihrer geplanten neuen Seidenstraße werden, und Kagame lässt sich auf manches Großprojekt unter chinesischer Führung ein. Die ehemals europäischen Partner haben das Nachsehen und auch die bisher so erfolgreiche Partnerschaft mit RLP könnte zukünftig stärker in den Schatten des big business geraten.
Dem facettenreichen Bilder-Vortrag folgte eine lebendige Diskussion, in der auch klar zum Ausdruck kam, dass das Engagement in Ruanda, insbesondere für die arme Landbevölkerung weiter gehen muss, um das Stadt-Land-Gefälle nicht noch mehr auszuweiten.