ALZEY-WORMS. Christine Müller hat sich einen Virus eingefangen, der zum Glück nicht nur komplett ungefährlich ist, sondern auch positive Auswirkungen auf das Leben etlicher Menschen in Ruanda hat. Die ehemalige Landtagsabgeordnete und CDUPolitikerin hat sich, wie ihr Mann Joachim Müller es mit einem schelmischen Augenzwinkern sagt, vor nunmehr gut 20 Jahren das „Ruanda-Fieber“ eingefangen und engagiert sich seitdem für das rheinland-pfälzische Partnerland in Ostafrika. Die Eicherin war 2001 Mitbegründerin des Fördervereins Partnerschaft Ruanda-Alzey-Worms und ist als Zweite Vorsitzende und inoffizielle Geschäftsführerin treibender Motor des Vereins. 
Auslöser war ein Besuch im Jahr 2000 als Teil einer rheinland-pfälzischen Delegation, an dem Müller teilnahm und der sie tief berührte. „Ich war beeindruckt von der Liebenswürdigkeit der Menschen“, erinnert sich die ehemalige Politikerin noch heute sehr gut an ihren ersten Besuch in Ruanda. 
Sie habe damals eine tiefe Verbundenheit zu dem Land und seinen Einwohnern, es sind ingesamt rund zwölf Millionen, gespürt, sagt Müller. Und so war es für sie selbstverständlich, im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Partnerschaftsverein immer wieder dorthin zu reisen.
Bereits acht Besuche
Insgesamt hat die Eicherin die präsidentielle Republik bereits achtmal besucht – eine weitere Reise dorthin war für das vergangene Jahr geplant, fiel jedoch der Corona-Pandemie, von der auch das ostafrikanische Land nicht verschont blieb, zum Opfer. Dort konnte zwar die Ausbreitung dank strikter Maßnahmen gut in Schach halten werden, doch hätten Reisende aus europäischen und nordamerikanischen Staaten auch im rheinland-pfälzischen Partnerland zu einer Erhöhung der Infektionszahlen geführt, sodass beispielsweise die Binnenlandesgrenzen für den Tourismus auch weiterhin geschlossen bleiben müssen. Da die wirtschaftlichen Folgen für die Republik erheblich sind, sieht die Kommunalpolitikerin in Zukunft umso mehr Bedarf für Hilfe dort. 
Insgesamt unterstützt der Partnerschaftsverein elf Projekte in der ehemals belgischen Kolonie, die Bandbreite reicht von Grund- bis zu Berufsschulen, hinzu kommt eine Einrichtung für Behinderte. 
Derzeit beteiligen sich sieben Schulen aus dem Gebiet des Landkreises Alzey-Worms als Kooperationspartner, darunter die Grundschule und Realschule in Eich, indem sie verschiedene Aktionen durchführen. Für zwei Primar sowie jeweils eine Sekundarbeziehungsweise Berufsschule sucht Müller nach neuen, weiteren Partnerschulen. 283 500 Euro konnte der Verein in seinem nunmehr knapp 20-jährigen Bestehen sammeln und einem sinnvollen Zweck in Ruanda zuführen, hinzu kommen noch Fördermittel des Landes Rheinland-Pfalz. Mit dem Geld wurden beispielsweise Schulen gebaut, Mobiliar angeschafft und Anschlüsse an die Strom- und Wasserversorgung hergestellt. 
„Davon profitieren nicht nur die von uns unterstützten Schulen, sondern auch die umliegende Bevölkerung“, sagt Müller. Auch Handwasch-Stationen sind an den Schulen angeschafft worden. Die Vereinsarbeit beschränkt sich allerdings nicht nur aufs Spendensammeln. So wirbt Christine Müller immer wieder an diversen Schulen, Einrichtungen, Betrieben und einflussreichen Personen im Landkreis für Unterstützung, ist mit Gleichgesinnten auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Alzeyer Volkerstadtfestival mit einem Informationsstand präsent. Und hilft begleitend bei den Aktionen der kooperierenden Schulen mit. 
„Die Schüler und Lehrer beeindrucken mich immer wieder mit ihrem Engagement“, sagt die Kommunalpolitikerin. So organisiert die Grundschule Eich Spendenläufe für ihre ruandische Partnerschule in Kiziguro. Die Eicher Realschule plus macht bei der „Aktion Tagwerk – Dein Tag für Afrika“ mit und hilft damit der Butezi Protestant Primary School. Bei der Gustav-Heinemann-Realschule plus in Alzey, gibt es außerdem Projektwochen, in denen ruandisch gekocht wird.
Es geht nur gemeinsam
„Das kann man alleine nicht bewältigen, es geht nur, wenn der Partner mitzieht“, ist Christine ihrem Mann Joachim für seinen Rückhalt dankbar. Dankbar für ihr Engagement ist auch Alzeys Bürgermeister Christoph Burkhard. Er ist seit 2009 Vorsitzender des 
Vereins, kann sich aber aufgrund der Anforderungen seines Amtes nur in begrenztem Umfang einbringen. Burkhard kümmert sich in erster Linie um die formalen Aspekte, leitet die Vorstandssitzungen des Vereins. Wann immer es dem Bürgermeister möglich ist, nimmt er auch offizielle Termine für den Partnerschaftsverein wahr. Dazu gehören beispielsweise Spendenübergaben oder die Begrüßung von Delegationen aus dem Partnerland, die er auch gerne Mal auf einen Rundgang durch die Volkerstadt mitnimmt. „Aber die Kärrnerarbeit macht Christine Müller“, betont Christoph Burkhard.
Dass Ruanda und seine Menschen Christine und Joachim Müller ans Herz gewachsen sind, zeigt auch ihre Beziehung zu Japhed. Für den mittlerweile Siebenjährigen, der in Kabaya im Westen des Landes lebt, haben sie eine private Patenschaft übernommen–da die Satzung des Partnerschaftsvereins dies nicht vorsieht. Das Ehepaar hat Japhed vor fünf Jahren bei einem Besuch in dem afrikanischen Hügelland kennengelernt und dazu beigetragen, dass er für seinen fehlenden Unterschenkel eine Prothese bekommt. Kontakt halten die Müllers in erster Linie per E-Mail, und freuen sich, wenn die Mitarbeiter des Koordinationsbüros Bilder von Japhed schicken. Und wenn es wieder möglich ist, freut sich das Ehepaar, bei der nächsten Reise neben den Projekten auch wieder sein Patenkind besuchen zu können.
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Frau Müller mit Gruppe in Ruanda

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Gruppenfoto

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